Kommentar zu den 2016 Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zum Management von Vorhofflimmern
Archivierte Fassung!
Literaturnachweis: Eckardt, L., Deneke, T., Diener, H.C. et al.
Kardiologe 2017 · 11:193–204
DOI 10.1007/s12181-017-0141-5
Erklärung zum Interessenkonflikt als PDF
Autoren
L. Eckardt · T. Deneke · H. C. Diener · G. Hindricks · H. M. Hoffmeister · S. H. Hohnloser · P. Kirchhof · C. Stellbrink*
* Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin
Zusammenfassung
Vorhofflimmern ist die mit Abstand häufigste Herzrhythmusstörung. Schätzungen zufolge entwickeln zumindest 25% der aktuell 40-
Jährigen imVerlauf ihres Lebens Vorhofflimmern. Es ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert und wesentliche Ursache für Schlaganfälle. Neue Entwicklungen der letzten Jahre waren Grundlage einer Überarbeitung der Leitlinien. Die aktuelle 2016 ESC-Leitlinie zum Vorhofflimmern gibt einen detaillierten Überblick über den aktuellen Wissensstand in der Behandlung von Vorhofflimmern. Im Vergleich zur letzten Aktualisierung aus dem Jahr 2012 sind der Patient und die interdisziplinäre Zusammenarbeit stärker in den Vordergrund gerückt. Von insgesamt 154 Empfehlungen wurden ca. zwei Drittel als Evidenz (Evidenzgrad A oder B) eingestuft, wobei allerdings nur 23 (15%) auf Evidenzgrad A beruhen. Die Klassifikation von Vorhofflimmern hat sich geringfügig geändert. Paroxysmales Vorhofflimmern, das innerhalb von 7 Tagen kardiovertiert wird, wird weiterhin als paroxysmal und nicht als persistierend klassifiziert. In der Schlaganfallprävention treten Blutungsscores im Vergleich zum CHA2DS2-VASc in den Hintergrund und begründen in der Regel nicht den Verzicht auf eine Antikoagulation. Die Leitlinie spricht eine eindeutige Präferenz zugunsten von NOAK gegenüber Vitamin-K-Antagonisten aus. ASS hat unverändert zur letzten Leitlinie keinen Stellenwert in der Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern. Die Bedeutung des weiblichen Geschlechts als Risikofaktor für
thrombembolische Ereignisse ist abgewertet worden. Frequenzregulation und Rhythmus erhaltende Therapie weisen demgegenüber
kaum Änderungen auf, wobei chirurgische Ablationsverfahren in der Leitlinie größere Bedeutung erlangen. Der vorliegende
Kommentar fasst wesentliche Änderungen zusammen und diskutiert die Leitlinie vor dem Hintergrund der Versorgungssituation in
Deutschland.
Verwandte Leitlinien
Keine gefunden