Kommentar zu den Leitlinien 2017 der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zur Therapie des akuten Herzinfarktes bei Patienten mit ST-Streckenhebung
Archivierte Fassung!
Literaturnachweis: Kelm, M., Kastrati, A., Nef, H. et al.
Kardiologe 2018 · 12:145–149
https://doi.org/10.1007/s12181-018-0237-6
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Autoren
M. Kelm · A. Kastrati · H. Nef · G. Richardt · U. Zeymer · J. Bauersachs*
* Für die Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin
Zusammenfassung
Dieser Artikel kommentiert die im September 2010 veröffentliche Leitlinie (LL) zum akuten ST-Hebungsinfarkt (STEMI) der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC). Dabei
werden insbesondere die Änderungen im Vergleich zur vorausgegangenen LL aus 2012 dargestellt. Im Bereich der Diagnostik und des Notfallmanagements erhielten die EKG-Diagnostik mittels erweiterter Brustwandableitungen (V7–V9) sowie die Bewertung von Schenkelblöcken bei der Indikationsstellung zur Koronarangiographie eine Aufwertung. Sauerstoff wird präinterventionell
nur noch bei einer nachgewiesenen Sättigung unterhalb von 90% empfohlen. Es wurden neue Zeitintervalle zur Bewertung der Qualität der STEMI-Versorgung in Netzwerken eingeführt, insbesondere das Intervall vom ersten medizinischen Kontakt bis zur erfolgreichen Drahtpassage einer koronaren Zielläsion. Im Bereich der Revaskularisation gibt es eine klare Empfehlung für den radialen Zugangsweg, hier sollte primär die Verhinderung von Blutungen imVordergrund stehen. Es erfolgte eine Abwertung der Thrombusaspiration sowie eine Aufwertung der Drug Eluting Stents (DES) mit der Empfehlung, keine Bare Metal Stents (BMS) mehr einzusetzen. Ferner wurden sowohl die medikamentöse Begleittherapie, insbesondere die doppelte Plättchenhemmung (DAPT), als auch die Senkung der Lipidwerte in Abhängigkeit von dem Risikoprofil individualisiert. Zudem wurde der Begriff MINOCA (Myokardinfarkt mit nichtobstruktiven Koronararterien) eingeführt.